Nachdem Isa zusammen mit Semeno den Osterhasen verlassen hatte, gingen sie gemeinsam aus dem Schloss heraus. Vor dem Schloss standen zwei, in reiterlicher Manier gekleidete Kaninchen und warteten auf sie. Neben ihnen standen 4 Einhörner.
Isa konnte ihren Augen nicht glauben. Die Einhörner waren von einer unbeschreiblichen Schönheit. Ihr Fell war weiß wie Schnee und glitzerte im Licht der Sonne wie tausend Diamanten. Der Schweif und die Mähne der Einhörner wirkten wie aus Regenbögen gemacht und jede Bewegung der Tiere strahlte Kraft, Anmut, Stolz und Schönheit zugleich aus. Semeno ging geradewegs auf eines der Einhörner zu, streichelte es und schien ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Das Einhorn ging daraufhin in die Knie und ohne zu zögern sprang Semeno auf dessen Rücken.
Isa war in dem Moment, in dem sie aus dem Schloss-Tor getreten und die Einhörner gesehen hatte, stehen geblieben und stand mit offenem Mund da. Zwar hatte sie gehört, dass Semeno von Einhörnern gesprochen hatte, doch jetzt wo sie tatsächlich direkt vor diesen Fabeltieren stand, konnte sie es nicht fassen. Zu überwältigend waren diese Geschöpfe, zu unglaublich die Tatsache, dass sie ihnen nun gegenüber stand. „Isa komm, wir müssen aufbrechen.“ Semenos Stimme schreckte Isa auf und befreite sie aus ihrer Starre. Sie nickte still und schritt langsam und vorsichtig auf die Einhörner zu. Eines der Tiere kam ihr entgegen und blieb knapp vor ihr stehen. Es senkte seinen anmutigen Kopf hinab auf ihre Höhe und seine Augen blickten direkt in die ihren. Der Blick des Einhorns traf Isa wie ein Blitz, ihr war, als würde das Tier direkt in ihre Seele sehen.
„Hallo Isa. Ich heiße Sturmwind.“ Eine Stimme hallte durch Isas Kopf. Sie sah sich überrascht um, doch sie konnte nicht erkennen, woher die kam. Dann traf ihr Blick wieder den des Einhorns und sie verstand. Das Einhorn hatte zu ihr gesprochen. Es hatte mit der Kraft seiner Gedanken die Worte in ihren Kopf geschickt und nur sie alleine hatte sie hören können. „Hallo“, sagte sie freundlich und streckte ihre Hand nach dem Einhorn aus. Dieses berührte mit seinen Nüstern ihre Handfläche. Die Nüstern Sturmwinds waren sanft und der Atem traf warm auf Isas Hand. „Bist du bereit aufzusteigen?“ Wieder hallte eine Stimme durch ihren Kopf. Isa nickte, woraufhin Sturmwind in die Knie ging. „Steig auf“, erklang es ihrem Kopf und Isa tat, was das Einhorn ihr gesagt hatte. Behutsam trat sie neben den Rücken des Einhorns und stieg dann auf dessen Rücken. Der Rücken des Tieres war warm und sie spürte die Muskeln des Tieres, als es sich wieder erhob. Verkrampft klammerte Isa sich an der Mähne des Einhorns fest. Da es weder Sattel noch Zaumzeug trug, war die Mähne das Einzige, an dem sie sich fest halten konnte.
Jetzt wo Isa auf dem dem Rücken von Sturmwind saß, konnte es endlich los gehen. „Folgt uns“, sagte eines der Kaninchen, das auf sie gewartet hatte. Sie wandten sich in Richtung des Pfades, der vom Schloss weg führte. „Halte dich gut fest“, erklang Sturmwinds Stimme in Isas Kopf. Isas Griff in der Mähne des Einhorns wurde fester. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen würde und hoffte nur, sie würde nicht vom Rücken des Tieres fallen. Kaum hatte Sturmwind zu ihr gesprochen, spürte Isa wie sich seine Muskeln unter ihr anspannten. Dann tat er einen gewaltigen Satz nach vorne und galoppierte zusammen mit den anderen los. Durch Isas Körper fuhr ein kräftiger Ruck, der sie fast das Gleichgewicht kostete und sie drohte herunterzufallen. Doch dann gelang es ihr, sich den Bewegungen von Sturmwind anzupassen und ihr Gleichgewicht zurück zu bekommen.
Zusammen galoppierten sie geradewegs auf die Brücke zu, von der aus das Portal in die Ebene des Oster-Tals führte. Kaum hatten sie hintereinander das Portal durchquert, legten die Einhörner noch einmal an Tempo zu. Sturmwind war so schnell, dass Isa glaubte, mit ihm über die Wiese, auf der sie waren, hinweg zu fliegen. Seine Bewegungen waren so sanft, dass sie sich seinem Bewegungs-Rhythmus ganz leicht anpassen konnte. Die Blumen auf der Wiese waren zu nichts weiter als bunten Farbklecksen geworden und kaum das Isa sie sah, waren sie auch schon wieder vorüber. Der Ritt machte ihr großen Spaß, und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie noch lange so weiter reiten können.
Als die Wiese endete, kamen sie in einen Wald. Sie wurden um einiges langsamer und mussten immer wieder Bäumen und Sträuchern ausweichen, die ihnen den Weg versperrten. Um so tiefer sie in den Wald drangen, um so langsamer kamen sie voran. Schließlich konnten sie sich nur noch im Schritt-Tempo ihren Weg durch das Unterholz bahnen. Dornenranken griffen immer wieder nach den Beinen der Einhörner und verfingen sich in ihrem Schweif. „Hier müssen wir ohne die Einhörner weiter“, sagte eines der Kaninchen, die sie bis hierhin geführt hatten. „Der Weg, den wir gehen müssen, ist für sie unpassierbar. Sie werden hier auf uns warten müssen.“ Das Kaninchen sprang vom Rücken seines Einhorns und verbeugte sich tief vor ihm. Einen Moment blieb es in dieser Position. „Kommt“, sagte es und wandte sich in die Richtung, in die sie weiter gehen mussten.
Semeno und das andere Kaninchen waren ebenfalls abgestiegen und folgten nun dem anderen. Sturmwind war wieder in die Knie gegangen und Isa rutschte von seinem Rücken vorsichtig runter. „Ich danke dir“, sagte Isa zu Sturmwind und eilte dann den Kaninchen nach. „Viel Glück“, hörte sie Sturmwind in ihrem Kopf sagen. „Ich werde hier auf dich warten.“ Dann war sie auch schon so weit von ihm entfernt, dass er sie nicht mehr mit seinen Worten erreichen konnte.
Autorin: Andrea Laukamp
————- Teil 6 ——————
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(Spieldauer: ca. 63 Min.)
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